Decolonizing in Vienna! ist ein Forum für den Austausch post- und dekolonialer Theorien, Methoden, Praktiken zwischen engagierter Wissenschaft und Kunst, die auch Sicht(en) auf vergessene oder verdrängte Geschichte(n), Klimawandel, Nachhaltigkeit und viele andere gesellschaftlich bedeutsame Themen zwischen Akteur*innen des globalen Südens und des globalen Nordens aufgreift. Es versteht sich als Einladung, die vermeintlich allzu vertraute Welt auf eine etwas andere, post- und dekolonial inspirierte Art zu betrachten.
Dabei gehen wir davon aus, dass Konflikte und Vorurteile – insbesondere der Umstand, dass Menschen als „anders“, „fremd“ oder „nicht zugehörig“ wahrgenommen und abgewertet werden – in historischen und gegenwärtigen sozialen Verhältnissen verankert sind („Kolonialität der Macht und des Wissens“) und vor allem dann fortgeführt werden, wenn es wenig Raum für Reflexion und wenig gemeinsamen Austausch gibt.
Wissensproduktion im Sinne post- und dekolonialer Theoriebildung verstehen wir als experimentell, besonders praxisorientiert, pädagogisch orientiert und über die akademischen Disziplinen hinausgehend – transdisziplinär – mit dem Anspruch, jenseits des akademischen Elfenbeinturms neue Methoden des Lernens und Verlernens bzw. der Wissensgenerierung zu entwickeln, die geeignet sind, Perspektiven hör- und sichtbar zu machen, die das eurozentrierte und universalisierende Wissen transzendieren. Ein „Lernen“ impliziert immer auch ein „Verlernen“ von Vorurteilen und kolonial gewachsenen und privilegierenden Mechanismen.
Wichtige Prinzipien dabei sind: Reflexivität, insbesondere Reflexion von Vorurteilen und (eigenen) Privilegien, die Sichtbarkeit des eigenen Standpunktes, der eigenen Erfahrung und des Sprechortes, die Fokussierung auf weltweite soziale Ungleichheiten, Subalternisierungsprozesse, ungleiche soziale Klassifizierungen und Fremdbestimmungen bzw. kurz gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse; Gewaltlosigkeit; Ablehnung aller Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit; sowie die Kultivierung des Mitgefühls und Gehörs gegenüber Schwächeren.
Die Gründer*innen des Kollektivs Decolonzing in Vienna! sind:
Carla Bobadilla (Bildende Kunst, Artbased Research und Kunstvermittlung)
Petz Haselmayer (Bildende Kunst, Kulturwissenschaften, Kunstvermittlung-Forschung)
Marietta Mayrhofer-Deák (Soziologie)
Gregor Seidl (Politikwissenschaften)
Marcela Torres Heredia (Kultur- und Sozialanthropologie, Aktivistin)